Internationalisierung von Studium und Lehre

Die internationale Dimension in der Lehre hat einen hohen Stellenwert im strategischen Gesamtkonzept zur Internationalisierung der Universität Göttingen, die ein breites Angebot an internationalen Studiengängen sowie Joint- beziehungsweise Double Degree-Programmen vorhält.

Hierbei dient die internationale Ausrichtung von Studienangeboten nicht allein der Rekrutierung internationaler Studierender, sondern zugleich auch der nachhaltigen Internationalisierung "zu Hause". Als internationales Profil kultiviert und fördert die Universität daher sowohl die Englischsprachigkeit, die zielgerichtete Rekrutierung ausländischer Studierender, eine Betreuung, die den besonderen Bedürfnissen internationaler und einheimischer Studierender in internationalen Studiengängen gerecht wird und – neben der universitätsweiten internationalen Alumniarbeit – auch die studiengangsspezifische Alumniarbeit in ausgewählten Angeboten.

Die überwiegende Zahl der internationalen Studienangebote ist vollständig oder zum überwiegenden Teil englischsprachig, um den Zugang für internationale Studierende zu erleichtern und einheimische Studierende konsequent an die Arbeit in der internationalen Wissenschaftssprache Englisch heranzuführen. Andererseits bietet Göttingen auch internationale Masterstudiengänge auf Deutsch an, die sich an internationale Studierende mit entsprechender Sprachkompetenz richten. Die zielgerichtete Rekrutierung wird – vor allem in stark forschungsorientierten Studiengängen wie denjenigen der Göttinger Graduiertenschule für Neurowissenschaften, Biophysik und Molekulare Biowissenschaften (GGNB) – durch ein internationales Bewerbungs- und Auswahlverfahren sichergestellt. Schließlich verfügen die internationalen Studiengänge in der Regel über eigene Koordinator*innen.

Der weitere Ausbau internationaler Studiengänge wird zudem durch institutionelle Maßnahmen gefördert. Hierzu trägt die Position „Internationale Lehrentwicklung“ in der Abteilung Studium und Lehre bei, welche die Fakultäten in der Konzeption und Vertragsgestaltung internationaler Kooperationsstudiengänge, insbesondere mit Joint- oder Double-Degree-Abschluss, sowie im Promotionsbereich bei der Abwicklung internationaler Cotutelle-Verfahren begleitet und berät.

In den internationalen Studiengängen sind angebotene Lehrinhalte entweder gemeinsam für den neuen Studiengang entwickelt worden oder aber in enger fachlicher Abstimmung auf die Bedürfnisse der Studierenden der ausländischen Partnerhochschulen abgestimmt worden. Es handelt sich um Studiengänge, die nach ihrer globalen Ausrichtung auf den besonderen Betreuungsbedarf, aber auch auf die fachlichen Bedürfnisse international mobiler Studierender ausgerichtet sind. Employability und die Bedürfnisse des auch internationalen Arbeitsmarkts sind in den internationalen Studiengängen daher ein Thema von hoher Relevanz und werden bereits in der Konzeptionsphase thematisiert. Der Vorbereitung auf internationale Tätigkeiten und die Erfordernisse des globalen Arbeitsmarktes dienen in der Durchführungsphase vor allem geeignete work placements, die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen und die Bereitstellung von Absolventenkontakten im Rahmen des allgemeinen Alumni-Netzwerks oder auch studiengangsspezifischer Netzwerke.

Von Studierenden und Absolvent*innen werden – unabhängig davon, ob sie einen Auslandsaufenthalt absolviert haben – vielfältige internationale Kenntnisse und transkulturelle Fähigkeiten erwartet. Um allen Studierenden, auch denjenigen, die aus verschiedensten Gründen keinen Auslandsaufenthalt realisieren können oder möchten, die Möglichkeit zu bieten, diese Kenntnisse und Fähigkeiten zu entwickeln bzw. zu vertiefen und eine internationale Lernerfahrung zu machen, strebt die Universität Göttingen eine verstärkte Internationalisierung der Curricula am Standort an.

Die Fakultäten werden daher bei der (Weiter-)Entwicklung von Studienangeboten unterstützt,

  • in denen Studierende ein kritisches Bewusstsein für lokale und globale Fragen ihres Studienfachs entwickeln und ihr Wissen um transnationale Problemstellungen vertiefen,
  • die den immer diverser werdenden Studierendenkohorten, genauso wie den diversen nationalen und kulturellen Hintergründen der Lehrenden, Rechnung tragen,
  • die es Studierenden ermöglichen, in transkulturellen Umgebungen erfolgreich und empathisch zu kommunizieren und zu handeln und die sie zum aktiven und bereichernden Kontakt mit Vertreter*innen anderer Kulturen motivieren.

Geeignete Maßnahmen zur Internationalisierung der Curricula müssen eng auf die jeweilige Wissenschaftstradition und den disziplinären Kontext abgestimmt sein. Sowohl die Entwicklung internationaler Studienangebote als auch die Internationalisierung der Curricula erfolgt daher in enger Zusammenarbeit mit den Studiendekan*innen, Internationalisierungsbeauftragen, Studiengangskoordinator*innen und vor allen mit den Lehrenden und Studierenden der Studiengänge. Dem Leitbild für das Lehren und Lernen folgend steht die Verzahnung von Internationalisierung, Digitalisierung und Diversitätsorientierung zur Förderung forschungsorientierter Lehre im Fokus. Ausgehend von den jeweiligen Qualifikations- und Lernzielen werden beispielsweise (digitale) Lehr-Lernmaterialien entwickelt, die eine globale Perspektive integrieren. Sogenannte „Joint Classrooms“ – kollaborative Formate zum virtuellen internationalen Austausch – ermöglichen den Studierenden direkten Kontakt zu Lehrenden und Studierenden von Partnerhochschulen, u.a. auch im Europäischen Hochschulnetzwerk ENLIGHT.     

Das von der Europäischen Union seit Dezember 2020 geförderte Hochschulkonsortium ENLIGHT ist eines der strategischen Netzwerke, das für die weitere Internationalisierung der Universität Göttingen einen besonderen Stellenwert einnimmt. Hervorgegangen aus der langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft des U4 Society-Netzwerks, bildet die Universität Göttingen nun zusammen mit den europäischen Universitäten Gent, Groningen, Galway, Uppsala, Tartu, Bordeaux, Bratislava, Bern und der Universität des Baskenlandes einen Verbund aus zehn renommierten forschungsstarken Partnern, die gemeinsam eine internationale Neugestaltung der Hochschulbildung anstreben. Geprägt durch die Förderung von Nachhaltigkeit, globalem Engagement und einer auf gerechter Verteilung fußenden Lebensqualität stehen sechs globale und nur in internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit lösbare Herausforderungen im besonderen Fokus: Klimawandel, Gesundheit und Wohlbefinden, soziale Ungleichheit, die digitale Revolution, Energie und Zirkularität sowie Kultur und Kreativität.

ENLIGHT will die Grundlagen für einen integrierten europäischen Hochschulraum schaffen, in dem sich Studierende und Mitarbeitende frei bewegen können und der die internationale Reichweite aller beteiligten Partner erhöht. Mit Hilfe der Nutzung gemeinsamer Ressourcen und Strukturen der Qualitätssicherung entwickelt das Netzwerk Lehr- und Lernformate, die virtuelle und physische Mobilitäten sowie gleichermaßen Formate der blended mobility fördern, in denen physische Treffen mit virtuellen Lernerfahrungen einhergehen. Das Spektrum reicht dabei von niedrigschwelligen Lehr- und Lernformaten wie Virtual Exchange über Short-Term-Programmes, wie Sommer- oder Winterschulen, die Einbindung von lokalen Stakeholdern in sogenannten Reallaboren (Living Labs) bis hin zu Mobilitätsfenstern oder Joint-Degree-Programmen. Den Angeboten ist gemein, dass Studierende und Lehrende die sechs Schwerpunktthemen des Netzwerkes aus einer forschungsorientierten, kollaborativen, interkulturellen und problembasierten Perspektive bearbeiten, wodurch Studierende jene Kompetenzen erwerben können, die sie für die Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme des 21. Jahrhunderts benötigen.

In Göttingen werden die ENLIGHT Netzwerkaktivitäten durch die Abteilungen Studium und Lehre sowie Göttingen International koordiniert, unterstützt und begleitet.

 

zuletzt geändert: 29.09.2023 08:17