Universitäre Steuerungsstrukturen und Akteur*innen

Chancengleichheit und Diversität sind als Gegenstand der Diversitätsstrategie, des Profils und als Entwicklungsziel der Universität Göttingen in universitären Regelwerken verankert. Im Leitbild für das Lehren und Lernen stellt Diversitätsorientierung neben Digitalisierung, Internationalisierung und der forschungsorientierten Lehre einen der Grundpfeiler für ein qualitätsgesichertes und erfolgreiches Studium an der Universität Göttingen dar. Im Kontext des Qualitätsmanagementssystems setzen die Kriterien zu Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit die Vorgaben der Niedersächsischen Studienakkreditierungsverordnung als universitätseigene inhaltliche Bewertungskriterien zur Akkreditierung von Studienangeboten um und konkretisieren diese.
In den Handlungsfeldern der Vizepräsidentin für Berufungen und Chancengleichheit sind die damit verbundenen Themen zentral vertreten.
Die Senatskommission für Gleichstellung erweiterte Anfang 2016 ihren Tätigkeitsbereich um das Thema Diversität (nun Senatskommission für Gleichstellung und Diversität), der von der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität koordinierte Lenkungsausschuss Diversität berät das Präsidium seit Januar 2014 in diversitätsbezogenen Fragen und übernahm 2016 bis 2019 auch die Funktion des Lenkungskreises für das Diversity Audit.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität wird zu allen Organen, Gremien und Kommissionen (mit Ausnahme des Präsidiums) wie ein Mitglied geladen und hat dort Antragsrecht – dies ist auch im Niedersächsischen Hochschulgesetz geregelt.
Durch ihre Mitgliedschaft im Koordinierungsausschuss Qualität in Studium und Lehre (KASL) und ihre beratende Teilnahme an zentralen Bewertungskommissionen ist sie in das Qualitätssicherungssystem in Studium und Lehre auf zentraler Ebene eingebunden.

Die Gleichstellungsbeauftragten der Fakultäten, die vor Ort als Ansprechpartner*innen für gleichstellungsbezogene Anliegen zur Verfügung stehen, sind im Rahmen des dezentralen Qualitätsmanagementsystems an fakultären Qualitätsrunden zu beteiligen. Sie unterstützen die Fakultäten bei der Weiterentwicklung von Strukturen und Angeboten und sind in die entsprechende Weiterentwicklung von Studiengängen eingebunden.

Die Arbeit des Instituts für Diversitätsforschung schließlich unterstützt die Weiterentwicklung einer forschungsbasierten und -orientierten Diversitätsstrategie.

Die Universität hat explizit diversitätsbezogene Positionen in der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität (Koordination der Diversitätspolitik und -arbeit der Universität sowie diversitätsbezogene Organisationsentwicklung, Gender und Diversität in Lehre und Studium) sowie in der Abteilung Studium und Lehre (Diversity Management Studium und Lehre, Beauftragte für Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen) eingerichtet.

Die Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität bietet im Feld Studium und Lehre Beratung und Unterstützung für Lehrende und Studierende sowie Consulting von Fakultäten, zentralen Einrichtungen, Gremien, Abteilungen und Stabsstellen sowie Fach- und Führungskräften zu mehreren Aspekten von Chancengleichheit und Diversität an:

Im Bereich  Gleichstellung fördert der Gleichstellungs-Innovations-Fonds dezentrale Projekte, in denen Fakultäten innovative Lösungsansätze für die Karriereentwicklung von Frauen – vom Studium über Promotion bis zur Professur – entwickeln. Mit Pilotprojekten wird auf kontextbezogene Handlungsbedarfe reagiert, z.B. einen zu niedrigen Frauenanteil in Studiengängen oder eine hohe Studienabbruchquote. Alle Projekte werden evaluiert und qualitätsgesichert weiterentwickelt. Bei nachgewiesenem Erfolg werden viele Projekte in aus Eigenmitteln finanzierte Strukturmaßnahmen überführt. Für die Phase des Studiums sind bisher insb. Projekte zur Akquise von Studentinnen in Fächern mit Unterrepräsentanz (v.a. MINT-Studiengänge), zur Verbesserung der Studienbedingungen und zur Schaffung einer gleichstellungsorientierten Organisationskultur gefördert worden.

Im Bereich Vereinbarkeit ist der FamilienService die zentrale Beratungsstelle für Fragen rund um das Thema Vereinbarkeit von Studium mit Kind/Kindern bzw. Studium mit Pflegeverantwortung. Neben dem virtuellen Informations- sowie Vernetzungsangebot, das für studierende Eltern zur Verfügung steht, berät der FamilienService zu rechtlichen Rahmenbedingungen wie Mutterschutz und Elternzeit, zu Kinderbetreuungsangeboten, Finanzierungsmöglichkeiten sowie zu weiteren Anlaufstellen im Stadtgebiet Göttingen und stellt zusätzlich flexible Kinderbetreuungsangebote bereit. Der FamilienService berät und unterstützt bei der Beantragung von Nachteilsausgleichen für Studien- und Prüfungsleistungen aufgrund von Sorge- und Pflegeverantwortung. Fakultäten und zentrale Einrichtungen werden im Hinblick auf vereinbarkeitsorientierte Maßnahmen beraten.

Der Bereich Diversität unterstützt die Universität bei der Umsetzung einer diversitätsorientierten Organisationsentwicklung. Organisationseinheiten sowie Fach- und Führungskräfte werden bei der Entwicklung und Umsetzung von diversitätsorientierten Strategien, Projekten und Maßnahmen sowie von Informations- und Qualifizierungsangeboten u.a. zu den Themen Erhebung von Daten zu Diversität und Diskriminierung, Geschlechtliche Vielfalt, Inklusive Schreibweise sowie Barrierefrei forschen, lehren und arbeiten beraten und unterstützt. Zum Themenfeld „Gender und Diversität in Lehre und Studium“ werden im Bereich u.a.in Kooperation mit der Hochschuldidaktik und im Rahmen des Projekts LInK Weiterqualifizierungsveranstaltungen für Lehrende, Beratende und Betreuende organisiert und Consulting angeboten. Aktuelle Informationen und Handreichungen für eine gender- und diversitätsreflektierende Lehre sind im „Portal Gender und Diversität in Lehre und Studium“ zentral auffindbar.

Im Rahmen des Pilotprojekts „Antidiskriminierungsberatung für Studierende", das von 10/2017 bis 08/2021 an der Stabsstelle Chancengleichheit  und Diversität angesiedelt war, entstanden zwei Handreichungen für unterschiedliche Zielgruppen: Mit dem „Wegweiser: Umgang mit Diskriminierung an der Universität Göttingen“ steht ein Instrument zur Verfügung, das sich an von Diskriminierung Betroffene, Beobachter*innen, Berater*innen und Lehrende richtet. Anhand verschiedener Leitfragen – Was ist Diskriminierung? Wie erkenne ich Diskriminierung? Was kann ich tun? – gibt der Wegweiser Orientierung und unterstützt Mitglieder und Angehörige der Universität.

Der Guide „O-Phase für alle“, entwickelt von Studierenden für Studierende, soll Studierende (auch Tutor*innen) im Prozess begleiten, die O-Phase (noch) inklusiver und zugänglicher für alle zu gestalten.

Die Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität informiert und berät ferner zu den Themen Sexismus und Sicherheit. Sie organisiert regelmäßig Selbstbehauptungskurse, stellt den Faltplan „Wege zu mehr Sicherheit auf dem Campus“ zur Verfügung und berät zur Umsetzung der Richtlinie zur Prävention von und zum Schutz vor sexualisierter Belästigung und Gewalt der Georg-August-Universität Göttingen einschließlich der Universitätsmedizin Göttingen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität und die dezentralen Gleichstellungbeauftragten der Fakultäten und zentralen Einrichtungen bieten Beratung zum Umgang mit und Prävention von sexueller Belästigung und Gewalt für Universitätsmitglieder und -angehörige an.

In der Abteilung Studium und Lehre werden Projekte und Initiativen entwickelt und umgesetzt, die auf die Situation unterschiedlicher Studierendengruppen in verschiedenen Phasen des Studiums zugeschnitten sind:

Als Teil des Projekts Göttingen Campus QPLUS wurde die Position Diversity Management für die Studieneingangsphase etabliert. In diesem Rahmen soll den unterschiedlichen Studien- und Lebenssituationen von Studieninteressierten und Studierenden durch den Ausbau des Beratungsangebots und der Entwicklung von individuellen als auch strukturellen Maßnahmen Rechnung getragen werden. Ziel ist es, Ansätze für einen bewussten und wertschätzenden Umgang mit der Diversität der Studierenden (weiter) zu entwickeln. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt auf der Konzeption, Koordination und Umsetzung von Formaten zu den Themen „Öffnung der Hochschule“ und „Barrierefrei Studieren“.

Zu den Aufgaben der Beauftragten für Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen gehört die individuelle Beratung und Unterstützung von Studieninteressierten und Studierenden. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit liegt bei der Beratung zur Inanspruchnahme von Nachteilsausgleichen in Bezug auf Studienzulassung, Studiengestaltung sowie Studien- und Prüfungsleistungen; durch Unterstützung bei der Durchsetzung von Ansprüchen sollen individuelle Benachteiligungen abgebaut werden. Institutionelle Effekte der Beratungsarbeit liegen im Erkennen und Benennen von bestehenden Regelungen, die strukturelle Benachteiligungen darstellen. Das Aufgabengebiet umfasst entsprechend die Initiierung von sowie Unterstützung bei strukturellen Änderungen im Hochschulbereich, mit dem Ziel der Realisierung chancengleicher Teilhabebedingungen. Hierzu arbeitet die Beauftragte eng mit Personen und Institutionen innerhalb und außerhalb der Hochschule zusammen.

Die Informations- und Beratungsangebote der Zentralen Studienberatung (ZSb) in der Abteilung Studium und Lehre richten sich an Studieninteressierte, Studierende und Multiplikator*innen. Ziel der Angebote ist die Unterstützung bei Studienentscheidungen zur interessens- und eignungsbezogenen Studienwahl sowie bei der Studienplanung und -organisation, insbesondere bei problematischen oder krisenhaften Studienverläufen. Zentraler Fokus ist dabei die ergebnisoffene Begleitung von Orientierungs- und Entscheidungsprozessen.

Die ZSb berät als allgemeine Studienberatungsstelle zu allen fachübergreifenden Fragen rund um ein Studium. Hierbei werden auch unterschiedliche Diversitäts-Dimensionen zum Gegenstand, wie etwa Geschlecht und Behinderung/chronische Erkrankung. Eine besondere Bedeutung hat in der Arbeit aber der Themenkomplex Bildungsbiographie und soziale Herkunft. Die ZSb bietet daher im Handlungsfeld „Bildungsgerechtigkeit“ eine Reihe spezifischer Angebote Hierbei werden Studieninteressierten bewusst niedrigschwellige Zugänge zu Informationen über ein Studium eröffnet. Möglichen institutionellen Hürden für die Aufnahme eines Studiums soll durch eine inklusive Kommunikation zu den Angeboten entgegengewirkt werden. Die Schulangebote und die Arbeit der Studienbotschafter*innen sprechen bewusst mit eigenen Konzepten auch solche Schulen an, die eine hohe Diversität von Bildungs- und sozialen Hintergründen haben.

Als erste Ansprechpartner*in informiert und berät die ZSb zu Fragen zum Hochschulzugang und dem Studium ohne Abitur. Etwa 20% der Anfragen von Studieninteressierten beziehen sich auf dieses Themenfeld. Die ZSb trägt auch die inhaltliche Verantwortung für das „Portal“ zu Hochschulzugangswegen auf den Internetseiten der Universität.

Auch abseits der persönlichen Beratung wird individuellen Bildungsverläufen bewusst Raum gegeben. Mit den Studierwerkstätten wurde ein eigenes Workshop-Angebot für die Zielgruppe „der ersten Generation“ entwickelt.

Darüber hinaus wird der Hochschulzugang durch Prüfung für beruflich Erfahrene für die Universität durch die ZSb koordiniert.

Für die Umsetzung des Mutterschutzes von schwangeren Studierenden existieren klare Prozessabläufe. Ein Informationsblatt informiert schwangere Studierende über die Schritte des Prozessablaufs sowie Beratungs- und Kontaktstellen. Zur Meldung wenden sich Schwangere oder stillende Studierende an mutterschutz(at)uni-goettingen.de oder persönlich an das Servicebüro Studienzentrale. Von hier aus wird der formale Prozessablauf koordiniert. Jede Fakultät hat Ansprechpersonen für schwangere oder stillende Studierende benannt, die den Prozess der gemeinsamen Erstellung von individuellen Gefährdungsbeurteilungen betreuen. Weitere Informationen und Beratung erhalten Studierende im „Informationsportal für Studierende mit Kind“ des FamilienService im Bereich Vereinbarkeit der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität sowie bei der Stabsstelle Betriebsärztlicher Dienst.

Für Studierende, die während des Studiums Krisenerfahrungen machen und psychische Schwierigkeiten erfahren, bieten die Psychotherapeutische Ambulanz der Universität für Studierende (PAS) sowie die Psychosoziale Beratung des Studierendenwerks (PSB) Beratung und Unterstützung. Mit dem semesterbegleitenden Gruppenangebot HOPES („Hilfe und Orientierung für psychisch erkrankte Studierende“) richtet sich die PSB zudem explizit an Studierende, die nach einer schweren psychischen Krise (evtl. verbunden mit einer stationären oder teilstationären Behandlung) praktische, studienbezogene Hilfen zur Bewältigung des Studiums benötigen.

zuletzt geändert: 31.03.2023 11:41